

…waren beide Kombattanten – so ihre jeweilige Partei. Natürlich. Denn wie auch Anne Will im Nachhinein feststellte: Wer hinterher zum Sieger erklärt wird, spielt für uns Wähler eine fast noch wichtigere Rolle als der eigene Eindruck des Duells. Um die Meinung „der Medien“ zu hören, hatte sie extra Hans-Ulrich Jörges vom Stern eingeladen. Und ich stelle wieder einmal fest, dass die ARD mit dem Wort Medien nur die anderen meint. Jedenfalls: Dass CDU und SPD gar nicht anders können, als ihre(n) jeweiligen Vertreter(in) zum/zur Sieger(in) zu erklären, versteht sich von selbst und wäre in meinen Augen keine Nachricht gewesen.
In gewisser Hinsicht empfand ich auch beide als Sieger – Verlierer waren die vier „Moderatoren“. Allen voran Frank Plasberg, aber die anderen standen dem „hart, aber fair„-Mann nicht groß nach . Anstatt eine Diskussion zwischen den beiden anzuregen und zu moderieren, versuchten sie, die Kanzlerkandidaten ins Kreuzverhör zu nehmen. Sie unterbrachen sofort, wenn Merkel oder Steinmeier womöglich einen Gedanken entfalteten, anstatt kurz und präzise dem Verhörenden die erwünschte und vorgegebene Antwort zu geben. Ich hatte geradezu den Eindruck, am Liebsten hätten die vier die Regel eingeführt, dass die beiden Kandidaten nur mit „Ja“ oder „Nein“ antworten dürfen.
Außerdem waren die „Moderatoren“ stets bemüht, von einer moderaten, inhaltlichen Auseinandersetzung zu einem möglichst giftigen, unsachlichen, polemischen Talkshow-Abklatsch zu kommen. Gut, ein wenig mehr Leidenschaft würde ich mir auch wünschen, aber ansonsten empfinde ich ein Gespräch über Politik – anstelle stupider verbaler Angriffe – als einen Sieg für eine gute politische Kultur über die „Streikultur“ auf Kindergartenniveau, die wir in Polit-Talkshows oder bei öffentlichen Bundestagsdebatten sonst manchmal sehen müssen. Weder Steinmeier noch Merkel ließen sich auf die Versuche der vier Antreiber ein, das Niveau ihres Gesprächs zu senken – was natürlich auch in der Nachbereitung der Sendung von allen Fernsehschaffenden bedauert wurde. Von mir nicht. Und hätte man die beiden miteinander statt mit vier Polit-Talkern und Nachrichtensprechern auf einmal reden lassen, wäre es auch zu einem noch besseren, wenn auch sachlichen, Gespräch zwischen den beiden gekommen, das das Wort Duell verdient gehabt hätte.
Oder ist es gar nicht so sonderbar, da wir ja den Absender kennen und wissen, dass er schwer in Ordnung ist. Nur: Er hat das ja nicht geschrieben, sondern vor allem weitergeleitet, weil er jemandem vertraute, der es ihm schickte, weil er dem Absender vertraute, der…
Dieser Kern ist aber mächtig tief versteckt hinter Aussagen, die für mich schier unerträglich sind. Komisch ist alleine schon die Vereinnahmung – zu allen „negativen“ Entwicklungen heißt es „und WIR sagten OK“. Wer ist WIR? Und was heißt „OK sagen“ – Zustimmen? Oder „nur“ etwas nicht verhindern, wogegen man ist?
Dazu kommt eine glatte Lüge: Der Sohn von Benjamin Spock habe Selbstmord verübt, der Sohn des Mannes, der gesagt habe, man solle ungezogenen Kindern nicht mehr den Hintern versohlen. Tatsächlich hat er sich in seinem Bestseller „The Common Sense Book of Baby and Child Care“ nur gegen das damals populäre Konzept gewandt, man dürfe Kindern keinerlei Zuneigung zeigen und regelmäßige Schläge (nicht nur als Strafe) würden zu einer guten Erziehung gehören. Keiner seiner Söhne beging Selbstmord, sie leben alle noch. Den Zorn der konservativen Kreise zog er sich wohl auch nicht wirklich mit seiner Erziehungstheorie zu, sondern mit seinem Einsatz gegen den Vietnamkrieg oder gegen Atombomben.